Bau-/Restaurierungsgeschichte der Orgel
1853 Bau der Orgel durch den Orgelbauer Eduard Meyer, Hannover, mit 16 Registern auf zwei Manualen und Pedal.
1917 mussten die originalen Prospektpfeifen aus Zinn und Blei als kriegswichtiges Material abgegeben werden. Entsprechende Ersatzpfeifen aus vergleichbarem Material hat das Instrument mittlerweile wieder erhalten.
Durch einschneidende Umbauarbeiten im Sinne der sog. „Orgelbewegung“ Mitte des 20. Jahrhunderts ist die romantische Meyer-Orgel verändert und zum Teil auch klanglich unvorteilhaft entstellt worden:
– Entfernung eines Schwellkastens, in dem sich die Register des II. Manuals befanden. Hiermit konnte die Lautstärke dieses Werkes in gewissen Grenzen stufenlos verändert und den musikalischen Erfordernissen angepasst werden;
– Einfügung von Stimmen mit fremden, aufhellenden und schärfenden
Klangparametern, die als klangliche Fremdkörper nicht in das vorhandene Konzept der Orgel passten;
– Änderung und Schwächung der Windversorgung: von ursprünglich drei Keilbälgen blieb nur einer übrig.
Mit diesen Einschränkungen war das zukunftsweisende Meyersche Orgelkonzept von 1853 gravierend reduziert und nivelliert worden. Doch die erhaltenen Originalregister ließen die ursprünglich warmen, romantischen Klänge durchscheinen und gaben noch immer einen Eindruck von der soliden Intonationskunst der Orgelbauer Meyer. Diese Tatsache unterstrich den besonderen Denkmalwert der Eldinger Orgel und war zugleich Ansporn und Verpflichtung, dieses Instrument in ganzer Fülle wiederzuerwecken.
2003 Erste Überlegungen für eine Instandsetzung der Orgel.
2009 Einsetzung eines Orgelsachverständigenausschusses durch das Landeskirchenamt. Das Projekt bekommt einen weiteren Schub. Diese Fachkommission mit den Orgelsachverständigen Dorothea Peppler, Hans-Ulrich Funk und Axel Fischer soll den Kirchenvorstand fachlich beraten hinsichtlich Umfang der Arbeiten, archivalischer Forschungen und Vergleiche, Einholung und Auswertung von Kostenangeboten sowie nach Auftragserteilung durch Begleitung der Arbeiten vor Ort.
2012 Der Restaurierungsauftrag wird nach Genehmigung durch das Landeskirchenamt in Hannover im Mai der Orgelbauwerkstatt Udo Feopentow in Wienhausen erteilt.
Insbesondere folgende Arbeiten sind daraufhin vorgenommen worden:
– Rekonstruktion klangentscheidender Register, wie z.B. Trompete 8‘ (I),
Salicional 8‘ (II) und Posaune 16‘ (Ped);
– Neubau eines Registers Cornett 2f. im Meyerschen Sinn anstelle der
neobarocken Sesquialtera;
– Neuverleimung der gerissenen Windladen mit Dehnungsfugen;
– neue Windanlage mit zwei zusätzlichen rekonstruierten Keilbälgen;
– Instandsetzung der Spiel- und Registermechanik;
– Reparatur des Pfeifenwerkes;
– Rekonstruktion eines Schwellkastens rund um die Windlade des II. Manuals einschl. Schwellvorrichtung, die per Fuß und auch per Hand zu bedienen ist. Damit erhält dieses Instrument als eine der ganz wenigen kleineren Meyer-Orgeln eine solche besondere Ausstattung zurück.
Es gehörte zum Auftrag, dass alle Arbeiten unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten mit Verwendung ausgesuchter Materialien und in einer Verarbeitung erfolgen, die derjenigen zur Erbauungszeit der Meyer-Orgel entspricht.
Nach Ausbau der Orgelteile wurde zwischenzeitlich der Kirchenraum instandgesetzt. In dieser Zeit erhielt der Orgelprospekt und das Gehäuse eine Farbfassung nach altem Befund. Anschließend erfolgte der Wiedereinbau der Orgelteile. In einem letzten Arbeitsgang ist die Orgel unter Zugrundelegung der Meyerschen Klangparameter intoniert worden. Hierbei hat der Orgelbauer die An- und Absprache jeder einzelnen Pfeife, ihre charakteristischen Klangfarben sowie die Lautstärkeverhältnisse der Register untereinander minutiös festgelegt.
2013 Die Orgel wird im September wieder eingeweiht.
Axel Fischer